Nachdem mein guter Freund und Kollege DO2CP seine Lizenzprüfung abgelegt hatte wollte ich ihn näher an die Elektronik führen. Prüfungsfragen mit all ihrer Theorie sind ja ein tolle Sache, aber eine Schaltung selbst zu bauen ist ungleich spannender. Was fehlte war die zündende Idee für eine Schaltung.
Mir kam die Jahreszeit bei meinen Überlegungen zu Hilfe: Weihnachten stand vor der Tür. So entstand die Idee die einzelnen Bauteile einer einfachen Schaltung quasi wie im Adventskalender Tag für Tag zu verpacken. Zusammen mit einer Lochrasterplatine, einem 9V-Block nebst Anschlussclip sollten es also 24 Bauteile werden.
Mit 24 Bauteilen lässt sich einiges machen, die Entscheidung fiel auf einen 1 MHz-Oszillator, der mit einem Sinus moduliert werden kann. Ein RC-Sinusgenerator braucht nur neun Bauteile, das AM-Signal sollte mit einem fertigen Quarzoszillator erzeugt werden, dessen Betriebsspannung mit Hilfe eines Übertragers mit der NF beaufschlagt wird.
Ein kurzes Nachzählen ergab, dass der Plan mit 24 Teilen in 24 Tütchen nicht hin kommt, denn es wird ja noch eine78L06 benötigt, einige Kondensatoren, Buchsen und Schalter. Deswegen kamen die Lötstifte zusammen in ein Tütchen, die Widerstände und Kondensatoren mit den gleichen Werten in je ein anderes. Mit anderen Worten: Es passte nicht und wurde passend gemacht. Kurz vor dem 1. Advent lagen 24 durchnummerierte Papiertüten vor mir. Ich packte das in einen Karton und fragte Chris dann
jeden Tag an dem wir uns im Office trafen was denn im heutigen Tütchen war und ob er schon eine Ahnung habe was es werden soll. Am 1. Tag gab es die Lochrasterplatine, am 2. Tag den
Quarzoszillator bis schliesslich am 24. das Blatt mit der Schaltung das Rätsel auflöste.
Nach Weihnachten suchten wir zwei Termine am Abend, um die Schaltung bei mir zusammen zu löten. Der Kauf eines Gehäuses blieb Chris überlassen, die Lochrasterplatine gab ja einen Anhaltspunkt für die Grösse. Was mir wichtig war: Chris sollte das alles selbst verlöten, ich beschränkte mich auf gute Ratschläge der Art „Lötzinn und Lötspitze gleichzeitig an das Beinchen halten“ und „hier ist eine Drahtbrücke keine Schande“.
Am ersten Abend löteten wir den Oszillator und den Sinusgenerator zusammen. Beides funktionierte sofort. Der 250Hz Sinus wurde von meinem betagten Röhrenoszi sauber dargestellt, der AM-Träger wurde von einem 80-er Jahre Weltempfänger ICF 7600 empfangen.
Am zweiten Abend wurden die zwei Schaltungen miteinander verbunden, verkabelt und auch der Parallelschwingkreis, der aus dem Rechteck des TTL-Generators einen Sinus machen soll, verlötet und zur BNC-Buchse geführt. Das Gehäuse war schnell gebohrt, damit Schalter und Buchsen angeschlossen werden können.
Die Schaltung ist kein Meisterwerk, die Verdrahtung alles andere als kreuzungsfrei und der
Sinus von 250Hz ist weit davon entfernt perfekt zu sein. Und doch: es schwingt, der betagte Weltempfänger empfängt das Signal in 10cm Entfernung.
Die Idee mit dem Adventskalender könnte zur Erfolgsgeschichte werden. Viel kostet es mich auch nicht. Der Oszillator schlug mit weniger als einem Euro zu Buche, das L und C für den Parallelschwingkreis kosteten nur wenige Cent. Die meisten Bauteile hatte in ohnehin der Bastelkiste liegen.
Nichts fasziniert mehr als ein Sender. Meine Hoffnung ist DO2CP für den Selbstbau begeistert zu haben. Wenn ein Leser hier die Idee aufgreift um so jemanden für den Selbstbau zu begeistern ist ein weiteres Ziel erreicht. Kleiner Tipp: Weihnachten steht vor der Tür!